Goldene Regeln im Modellflug

von Peter Schütz

Goldene Regeln im Modellflug

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Man muss nicht jeden Fehler zuerst selbst machen um daraus zu lernen. Es gibt ein paar goldene Regeln, welche einem das Modellflugleben vereinfachen und die Sicherheit erhöhen.

Grundsätzliches

Versicherung obligatorisch

Wer ein Flugmodell auf öffentlichem Grund startet, braucht obligatorisch eine Haftpflichtversicherung und hat den Nachweis stets bei sich zu führen (am Besten in der Brieftasche). Versicherungen stellen solche Nachweise kostenlos aus.

Verbotene Zonen

Für die Schweiz gilt:
Im Umkreis von 5 km rund um einen Militär-oder Zivilflugplatz dürfen Modelle nur mit einer Sonderbewilligung geflogen werden. In den Kontrollzonen der grösseren Flugplätze gilt eine Höhenbeschränkung von 150 Metern.

Sich informieren

Fliege nur dort, wo du die Erlaubnis dazu hast. Frage bevor du startest. Insbesondere Modelle mit Verbrennermotoren sind nicht überall willkommen (z.B. werden auf den Feldern unseres Fluggebietes Bio-Lebensmittel angebaut = Verbrenner-Verbot).

Wenn du an einem dir nicht bekannten Ort zu einer Gruppe Modellflieger stösst, frage freundlich, ob du deine Modelle dort auch fliegen lassen darfst. Es gibt Flugplätze, welche einer geschlossenen Gruppe, oder bestimmten Modelltypen vorbehalten sind. Verhalte dich, wie es für einen Gast angebracht ist.

Rücksicht nehmen

Fliege nie anderen Leuten direkt über die Köpfe.
Lass keinen Abfall liegen, auch keine Zigarettenstummel.
Verhalte dich rücksichtsvoll und freundlich, dann bist du auch ein anderes Mal wieder willkommen.

Ausrüstung

Zum Modellfliegen benötigst du:
  • einen Sonnenhut (um sich keinen Sonnenstich einzufangen), idealerweise mit Nackenschutz.
  • eine qualitativ gute Sonnenbrille (du blickst die meiste Zeit in den Himmel, was für ungeschützte Augen schädlich ist > UV-Licht).
  • gute Schuhe (lange Stehzeiten. Unvorhergesehene Märsche, um ein Modell zurück zu holen)
  • Sonnencreme (insbesondere für den Nacken)
Immer gut, dabei zu haben:
  • einen Windbreaker: dünne, wind-undurchlässige Jacke.
  • ein Handy, um im Problemfall Hilfe zu holen
  • ein sauberes Tuch, um verschmutzte Modelle zu reinigen
  • eine Plastiktüte, um nach dem Fliegen Abfälle einzusammeln
  • Kleinwerkzeug und Klebeband für Notreparaturen auf Platz
  • allenfalls Fotoapparat / Videokamera
An langen Flugtagen:
  • Flüssigkeit (Trinkwasser)
  • Kleidung im Zwiebelverfahren: mehrere dünne Schichten

Im Umgang mit Modell / Sender

Checkliste: Modell einschalten

  • Schalte immer als Erstes die Fernbedienung ein
  • Check: Hat der Sender-Akku noch genügend Kapazität?
  • Check: ist das richtige Modell vorgewählt?
  • Lege die Fernsteuerung nun so neben das Modell auf den Boden, dass sie in Griffweite liegt, aber doch soweit weg ist, dass du nicht unbeabsichtigt den Gasknüppel berühren kannst!
  • Check: Steht der Gashebel auf Nuill?
  • Check: Stehen alle Schalter so wie sie sein sollen?
  • Setze niemals das Modell unter Strom, wenn die Fernbedienung nicht an ist! (Es kann sonst sein, dass der Motor voll anläuft)
  • Verwende die "Motor aus" Sicherung, wenn dein Sender diese Funktion anbietet
  • Check: ist der Flächenverbinder richtig herum? Flächen gesichert? Leitwerk angeklebt? Haube gesichert?
  • Beim Einschalten des Modells: halte alle Körperteile ausserhalb des Propellerkreises.
    Sei darauf gefasst, dass der Motor sofort mit Vollgas anlaufen könnte (dann passt du automatisch besser auf)
  • Check: Piepst der Regler so wie sonst auch immer? (wenn nicht - besser nochmal stromlos machen)
  • Check: funktionieren alle Servos, bzw. Ruder?
  • Check: bewegen sich die Ruder in die korrekte Richtung?
  • Check: zieht der Motor bei Vollgas wie immer? (Segler mit 50% Gas in der Ebene geworfen, neigen zum Stömungsabriss)

Sender: Timer verwenden

Motorlaufzeit messen.
Wenn du einen Timer auf den Knüppel / Schalter legst, mit welchem du den Motor steuerst, kannst du die Motorlaufzeit messen und mittels Alarm eine Warnung ausgeben lassen, bevor der Flugakku leer ist. Die Alarmzeit ist individuell: Beginne am Besten mit einer kurzen Zeit und miss nach dem Flug die Restkapazität im Akku. Wenn noch genug Saft im Akku ist, kannst du die Alarmzeit verlängern. Persönlich time ich den Alarm so, dass danach noch 30% Kapazität im Akku verbleiben. Einerseits um diesen zu schonen und andererseits, um im Notfall nochmal durchstarten zu können.

Wenn du nach einem Winter deine Akkus wieder hervor holst, stelle die Alarmzeit um 1 Minute zurück und messe nach dem Flug wieder die Restkapazität. Akkus bauen manchmal ab, wenn man sie ein paar Monate nicht benutzt hat.

Flugzeit messen
Bei Segelflugzeugen ist die Messung der Flugzeit ebenso interessant. Sei es um mit einem Alarm vor dem leer werdenden Empfängerakku zu warnen oder einfach als Information: wie lange war das Modell in der Luft?

Senderakkuzeit messen
Manche Sender (wie z.B. Futaba) bieten einen weiteren Timer, der die Akkulaufzeit des Senders misst. Nutze diesen, um zu entscheiden, wann der Senderakku wieder geladen werden muss. Wenn du weisst, dass der 10 Stunden hält und die Anzeige 8:45h anzeigt, sollte der Akku geladen werden, bevor du mit einem Segler an den Hang fährst. Die Zeit zu messen erweist sich als zuverlässiger, als sich auf die Akkkuspannung zu verlassen.

Achtung: Niemals LiPo-Akkus für Sender verwenden. Weil, Sender ziehen nur einen geringen Strom aus dem Akku, was zur Folge hat, dass dieser bis ca. 1% Restkapazität eine akzeptable Spannung liefert. Dann aber fällt die Spannung innert Sekunden zusammen und der Sender schaltet sich aus! Wenn dir das im Flug passiert, kannst du mit Sicherheit nicht mehr landen, bevor der Sender ausschaltet!

Modelle kennzeichnen

Vor technischen Fehlern ist niemand gefeit und ein Modell kann im schlimmsten Fall unkontrolliert davonfliegen. Deshalb einen Zettel mit der eigenen Adresse ins Modell stecken. Am Besten mit dem Hinweis, dass eine Belohnung kriegt, wer das Modell zurückbringt (und/oder die Nummer deiner Haftpflichtversicherung benötigt).

Propeller / Rotoren können verletzen

Sobald das Modell unter Strom ist - immer mit allen Körperteilen genügend Abstand zum Propeller halten und darauf achten, dass dich ein unerwartet anlaufender Propeller nicht berühren kann. Propeller sind richtig fies! Oft messerscharf, schmerzt ein Treffer schon bei geringer Umdrehungszahl unglaublich stark und lange, lange, lange! Schnittwunden von Propellern brauchen Wochen, um zu verheilen.

Unterschätze niemals die Gefahr: ein kleiner Plasikpropeller eines Indoor-Modells schafft es, eine Hand so zu zerschneiden, dass Sehnen durchtrennt werden.

Dasselbe gilt für Rotorblätter von Helikoptern.

Die "Motor aus" Funktion immer dann verwenden, wenn du das Modell herum trägst. Eine unbeabsichtigte Berührung des Gasknüppels ist so schnell passiert.

Überlege dir, wie du die Fernsteuerung herum trägst!
Wenn du mit der eingeschalteten Steuerung marschierst und sie am Tragegriff festhältst, dann halte sie so, dass die Knüppel vom Körper weg zeigen (eine zufällige Berührung mit dem Hosenbein am Gasknüppel ist so schnell geschehen!)

Nach der Landung, das Modell sofort stromlos machen. Niemals ein Modell eingeschaltet herumstehen lassen!

Position, Sichtfeld

Stell dich so hin, dass du nicht direkt in die Sonne blicken musst. Lass dein Modell nie vor der Sonne durch fliegen. Du kannst sonst während Sekunden dessen Lage nicht mehr erkennen.

Stell dich so hin, dass du eine anrückende Gefahr möglichst früh erkennst (Passanten, Tiere, Autos) - immerhin ist DEIN Modell eine Gefahr für sie.

Lass dein Modell im Flug niemals aus den Augen. Unter Umständen findest du es nicht wieder, oder erst dann, wenn es am Boden zerschellt ist.

Wenn Passanten vorbeikommen, welche du grüssen willst, dann fliege, wenn das möglich ist, weiträumig in die Richtung aus welcher diese kommen. So hast du Modell und Passanten gleichzeitig im Blick und kannst freundlich grüssen, statt ihnen den Rücken zu zeigen.

Denk daran: insbesondere Pferde haben extrem Angst vor Modellflugzeugen. Und lange nicht jede/r, der auf einem Pferd sitzt, hat das Tier auch 100% im Griff. Deshalb: wenn ein Pferd auftaucht, dringend sofort landen und eine Pause machen. Auch wenn das Tier noch 400m entfernt ist! Wenn du nicht innert nützlicher Frist landen kannst, dann lass das Modell in grosse Höhe steigen und kreisen (= Notlösung). Für ein durchbrennendes Pferd verantwortlich zu sein, ist nicht lustig.

Bitte Zuschauer und Fotografen, hinter dir zu bleiben. Fotografen sollen sich NICHT vom Piloten entfernen.

Wenn mehrere Piloten fliegen ist es dasselbe. Entfernst du dich von den anderen, besteht die Gefahr, dass einer voll in dich hinein fliegt: "Sorry, ich dachte, du stehst hier, nicht dort". So ein 3m Segler mit 80km/h kann höllisch weh tun - und dein Modell ist zu diesem Zeitpunkt ja auch in der Luft und kann locker abstürzen, während du erschrocken "aua, spinnst du!?!" rufst.

Achte auf herumstehende Pfosten und andere Hindernisse (wie Fotografen, oder Piloten, die sich entfernt haben - alles klar?)

Fliege nie direkt über deinen Kopf! Du kannst so die Lage (Sinkflug) nicht einschätzen und hast auch deine Umgebung nicht mehr im Blickfeld. Nicht selten knallt ein Flugzeug 10m nach einem direkten Überflug brutal in den Boden!

Starten it freiwillig..

.. danach Landen aber obligatorisch. Starte bitte nur, wenn du 100% sicher bist, unter den gegebenen Voraussetzungen auch wieder sicher landen zu können (Stichworte: Windböen, nicht vertrauter Flugort, kritische Verhältnisse (insbesondere Demoflüge für Freunde sind oft ein Gefahrenpotenzial!)). Niemand ist dir böse, wenn du entscheidest: "Nein, hier und jetzt fliege ich nicht, es ist zu heikel".

Vor dem Flug eine Vorflugprüfung durchführen (technische und funktionelle Kontrolle des Modells)..

Achte auf genügend Platz zum Fliegen und eine freie Landebahn.

Lande nie in grösserer Entferrnung. Du siehst auf Distanz nämlich Steine, Schlaglöcher und andere Probleme nicht.

Hindernisse immer nach Sicht überfliegen

Hindernisse im Zweifesfalle immer überfliegen (darüber fliegen, nicht davor!). Fliegen "im Vordergrund" erfordert gute Ortskenntnisse.
Je grösser dein Modell, desto schwerer ist es, Distanzen richtig einzuschätzen: Du denkst, du wärst vor dem Baum / Haus, wenn du zur Landung eindrehst und schon kracht es da hinten.

Schnelle Modelle nie alleine fliegen

Schnelle Modelle niemals alleine fliegen: ein Helfer, der Passanten vorbei schleust oder dich vor nahenden Gefahren warnt, ist Gold wert.

zusätzlich für Helipiloten

RC-Helikopter fliegen ist nicht ganz einfach und relativ gefährlich. Hier ein paar essenzielle Tipps aus meiner Erfahrung als RC-Heli-Schüler und -Pilot.

  • Halte immer 5m oder mehr Abstand vom fliegenden Heli
  • Schwebe nicht auf Kopfhöhe vor dir
    Wenn du dich verknüppelst oder ein technischer Defekt auftritt, fliegen dir die Teile sonst buchstäblich um die Ohren.
  • Fliege nie mit defekten Rotoren
    Die Dinger drehen im Fall echt schnell und aus kleinen Rissen können sich während dem Flug geschossartige Kleinteile lösen - irgendwo las ich mal: Ein neuer Satz Rotoren ist günstiger als eine Augenoperation. Mehr braucht man dazu wohl nicht zu sagen
  • Fliege nie, wenn Tiere in der Nähe sind!
    Tiere sind unberechenbar.
    Ein Hund wird eventuell direkt auf den Heli zurennen und wird dann sehr interessiert unter dem Heli warten, bis er wieder runter kommt! Wenn niemand den Hund festhalten kann, damit du sicher landen kannst, wird's ziemlich kritisch!
    Wenn ein Hund auftaucht, der nicht an der Leine ist, lande sofort (sofern's noch reicht, bevor er beim Heli sein kann).
    Manche Pferde haben extrem Angst vor einem fliegenden Heli und scheuen, oder drehen glatt durch (selbst auf 200m Distanz)! Lande bitte sofort, wenn sich jemand auf einem Pferd nähert und schalte den Motor aus!
  • Kinder erkennen die Gefahr der drehenden Rotoren nicht. Sie akzeptieren aber Erklärungen, dass der Hubi gefährlich ist und einen verletzen kann.
  • Bitte allfällige Zuschauer, aus Sicherheitsgründen immer hinter dir zu bleiben.
  • Fliege nur, wenn du ruhig bist und Zeit dafür hast
  • Fliege nicht, wenn du dich unwohl fühlst:
    wenn das Licht nicht gut ist - wenn nebenan Leute Fussball spielen - wenn du Liebeskummer hast - oder in Gedanken woanders bist - du den Wind bedenklich findest - oider was auch immer. Nur wenn du den Kopf frei hast zum Fliegen, kannst du dich auch entsprechend darauf konzentrieren.
  • Fliege vor allem nie, wenn du vorher schon das Gefühl hast, heute einen Crash zu bauen.
  • Mach eine kurze Pause, sobald du bemerkst, dass du übermütig wirst!
  • Fliege und arbeite nur mit 0,0 Promille Alkohol mit dem Heli.